Spass mit Pferd
Motivation und Harmonie durch positive Bestärkung

Clickertraining

Clickertraining ist eine wissenschaftlich begründete Lernmethode, die in den achtziger und neunziger Jahren vor allem durch die Verhaltensbiologin
Karen Pryor in den USA populär gemacht wurde. Clickertraining wird seit vielen Jahren und Jahrzehnten zur Ausbildung verschiedenster Tierarten eingesetzt. Die Methode erfreut sich vor allem in Zoos, Wildparks und im Meeressäugertraining großer Beliebtheit, wo ein Arbeiten mit Druck oder Strafe nicht möglich ist. Ursprünglich stammt das Clickertraining aus dem Delfintraining – bei der Arbeit mit diesen Tieren war es notwendig, eine Möglichkeit zu finden, um kooperatives Verhalten bestärken zu können. So wurde es zum Beispiel möglich, einem Delfin Blut abzunehmen, ohne ihn dem Stress auslösenden Festhalten aussetzen zu müssen. Plötzlich war es möglich, Verhaltensweisen zu trainieren, von denen man zuvor nur hatte träumen können:
Voluntary tuberculosis test trained through positive reinforcement
Clicker Target Training Bear
Dog Learns to Like Medicine
Clicker training a horse to use inhaler
Brushing a seal's teeth


Medical Training am Pferd

Clickertraining ist somit ein ideales Werkzeug, um an der Sozialisierung und einem harmonischen Umgang zu arbeiten. Clickertraining hilft, Gehorsamsübungen zu perfektionieren oder Verhaltensprobleme zu therapieren. Die Methode auf reines Tricktraining zu reduzieren, würde ihr bei weitem nicht gerecht werden.
Solve horse behavioural problems with clicker training!
The Off-Switch Game
Dog Training - Impulse Control


Clickertraining sorgt für ein harmonisches Miteinander.

Clickertraining funktioniert nach den gleichen Lerngesetzen, wie auch das Lernen durch Bestärkung. Als konditionierten Bestärkers bedient man sich dabei eines Clickers – das ist ein Knackfrosch, der bei jeder Betätigung ein „Klick-Klack" ertönen lässt. Das Geräusch ist kurz und prägnant – dadurch kann es genau das Verhalten auf den Punkt markieren, das man belohnen möchte. Im Vergleich zur Stimme klingt der Clicker immer gleich und ist nicht stimmungsabhängig. Er hebt sich aus der akustischen Umgebung deutlich heraus und kann auch auf Distanz gut wahrgenommen werden.
Die Stimme eignet sich nur bedingt als Marker für erwünschtes Verhalten – einen passenderen Einsatz findet sie als Belohnung nach dem Click, gemeinsam mit dem Futter oder einem anderen primären Bestärker.

Als Alternative zum Clicker können auch andere Marker eingesetzt werden - eine Pfeife eignet sich fürs Delfintraining, Lichtsignale für Training unter Wasser, der Zungenclick fürs Reiten.


Der Zungenclick bietet sich als praktische Alternative beim Reiten an.

In einigen Fällen hat es sich bewährt, ein sogenanntes Keep Going-Signal (KGS) anzutrainieren. Das ist ein Signal, das dem Trainee vermittelt, das was du jetzt gerade machst, ist richtig - du bist auf dem richtigen Weg zum Click und der Bestärkung beziehungsweise kurz davor. Keep Going-Signale sind Worte oder Gesten, die das Tier während einer längeren Übung bei der Stange halten und die Motivation während eines Verhaltens stärken sollen.
Ein optimaler Trainingsaufbau und ein gut eingesetzter Click machen dieses Signal oftmals überflüssig. Gerade bei lang andauernden, komplexen Übungen hat es sich jedoch bewährt, ein solches Signal einzusetzen, um die Motivation zu erhalten und dem Tier eine Rückmeldung zu geben, dass es sich noch auf dem richtigen Weg befindet und bald eine Belohnung folgen wird.

Eine Variante des Keep Going-Signals ist die so genannte intermediäre Brücke (IB). Die IB ist ein Signal, das den Trainee ähnlich wie beim Topf-Klopfen zum richtigen Verhalten lotst. Es setzt ein, sobald das Tier sich dem Zielverhalten annähert, bricht ab beziehungsweise endet, wenn es vom richtigen Weg abkommt und kommt erneut zum Einsatz, wenn es mit richtigen Verhaltensansätzen fort fährt. Geeignet ist dafür beispielsweise ein Stimmsignal, wobei Intensität, Lautstärke, Begeisterung und Geschwindigkeit durchaus variieren dürfen, um dem Trainee eine möglichst genaue Rückmeldung zu geben und die Effektivität des Signals zu steigern.
Wie eine intermediäre Brücke einzusetzen ist, ist in folgendem Video schön zu sehen:
Intermediäre Brücke - Anwendungsbeispiele

KGS und IB können gemeinsam eingesetzt werden - die IB lotst den Trainee zum erwünschten Trainingsziel, das KGS setzt ein, sobald dieses erreicht ist und man die Übung noch etwas länger beibehalten möchte. Der Clicker markert schließlich das Verhalten und löst die Übung auf.

Die richtige Belohnung

Im weiteren Training ersetzt der Clicker niemals die Belohnung. Da er ein konditionierter Bestärker ist, verliert er ohne die Koppelung an eine Belohnung seine Bedeutung als Vorankündigung für diese und wird wieder zu einem neutralen, bedeutungslosen Reiz. Desweiteren löst das Betätigen des Clickers beim Trainee eine gewisse Erwartungshaltung aus. Der Click sagt dem Tier: gleich folgt eine Belohnung. Bleibt diese aus, ist das Tier verwirrt und reagiert frustriert.


Anspruchsvolle Lektionen sollten besonders honoriert werden.

Deshalb ist es wichtig, dass der Trainee den eingesetzten Bestärker auch wirklich als belohnend empfindet. Sinnvoll ist eine Staffelung der Belohnung – indem man die Belohnungen in ihrer Wertigkeit variiert, kann man Übungen besonders effizient bestärken. Für einfache Übungen gibt es normales Belohnungsfutter, komplexe, physisch oder mental anspruchsvolle Übungen, die dem Trainee mehr Energie und Einsatz abverlangen, werden mit besserem oder mehr Futter belohnt. Für besonders gute Ausführungen oder wenn der Trainee einen Durchbruch erreicht hat, gibt man den sogenannten Jackpot. Das ist eine große Menge Futter (das fünf- bis zehnfache der üblichen Menge) oder ein besonders gutes Futter bzw. beides. Auch das Lieblingsspielzeug ist als Jackpot geeignet. Jackpots sollten dosiert eingesetzt werden, da sie sonst ihre Wirkung verlieren können.
9 Habits of Effective Clicker Trainers Part 1 Using Rewards


Jackpot!

Was ist es nun, das Clickertraining so effizient und erfolgreich werden lässt? Zunächst einmal ist es der vollständige Verzicht auf Korrektur, Druck oder Strafe. Beim Clickertraining gibt es kein „Nein“, kein „eheh“, keinen physischen oder mentalen Druck. Der Trainee hat keinerlei negative Konsequenzen zu befürchten. Das ist die Basis für stressfreies Lernen, das Effizienz und Kreativität begünstigt. Der Fokus liegt allein auf den richtigen, den erwünschten Verhaltensweisen.

Der Click sagt dem Tier:
JA, das ist richtig!

Dieses „Ja“ wird im fortschreitenden Training so positiv besetzt, dass es selbst zur Belohnung wird. Nicht nur das Futter wird als belohnend empfunden, auch der Clicker erhält Belohnungscharakter.

Übungen werden in so kleine Schritte zerlegt, dass der Trainee diese erfolgreich bewältigen kann. Er bekommt dadurch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die des Trainers und empfindet die Arbeit als Belohnung. Das Vertrauen des Tieres zu gewinnen, ist oberstes und erstes Ziel. Den tiefen Respekt eines Tieres zu erlangen, ist ohne Vertrauen nicht möglich. Respekt bekommt derjenige, an dessen Seite man sich sicher fühlt und positive Erfahrungen macht - derjenige, der Zugang zu den Emotionen (Unsicherheit, Angst, Freude, Neugierde, Verspieltheit) des Tieres findet und sie erkennt. Der ihm hilft, Aufgaben zu verstehen und zu bewältigen.
Der Clicker hilft uns, auf sanfte Art konsequent zu sein und die Arbeit zu einem positiven Erlebnis zu machen. Zur Konsequenz gehört auch das richtige Timing – nicht umsonst heißt es, „du kriegst, was du clickst“ :-)
Clicker training timing exercises
9 Habits of Effective Clicker Trainers Part 2 Timing
Capturing a lip lick

Bestärktes Verhalten wird häufiger ausgeführt – dies gilt ebenso für Übungen, wie auch für den inneren, emotionalen Zustand des Trainees.


Der Verzicht auf Korrektur und Strafe ebnet den Weg für gegenseitigen Respekt und Vertrauen.

Einen kleinen Einblick ins Clickertraining liefern die folgenden Videos:
An Introduction to Clicker Training
Clicker training as a method
Horse Clicker Training

Konditionierung

Bevor mit dem Training begonnen werden kann, muss der Trainee auf den Clicker konditioniert und mit dem System vertraut gemacht werden. Dazu wird der Click an einen Bestärker gekoppelt. Meistens handelt es sich dabei um Futter, weil es gut dosierbar und praktisch in der Anwendung ist. Futter ist außerdem ein guter Indikator für den Gemütszustand und das Stresslevel des Tieres – ein gestresstes Tier kaut und frisst nicht. Neben dem Futter ist auch jede andere Belohnung willkommen, für die das Tier arbeiten möchte. Bei der Verwendung von Futter als Bestärker gilt es zu beachten, die Belohnungshappen so klein wie möglich zu halten. Je kleiner die Futtermenge, desto weniger Zeit wird für die Verwertung des Futters aufgebracht – dadurch bleibt mehr Zeit für das Training. Das Tier ist weniger schnell satt und die Motivation ist größer, für den Bestärker zu arbeiten.

Hat man den geeigneten Bestärker gewählt, beginnt man mit der Konditionierung. Clickerneulinge können dem Einsatz am lebenden Objekt ein Trockentraining vorangehen lassen – anfangs ist es meist ungewohnt, mit Clicker, Target und Leckerliebeutel zu hantieren und dabei auch noch ein Auge auf den Trainee zu haben. Auch die Durchführung des Trainerspiels hat sich bewährt und ist eine ebenso lustige, wie interessante Möglichkeit, Clickertraining an sich selbst zu erleben.


Operante Konditionierung auf ein Target

Fühlt man sich während der Konditionierung anfangs unsicher, kann über eine Abtrennung (z.B. die Boxentür) konditioniert werden. Bettelndes und anderes unerwünschtes Verhalten kann dadurch von Beginn an besonders gut unterbunden werden. Um dem Trainee die Bedeutung des Clickers zu erklären, muss er mit dem ausgewählten Bestärker in einen Kontext gebracht werden. Das geht am besten, indem man dem Tier eine kleine Aufgabe stellt. Mithilfe eines Targets - also eines Gegenstands, den der Trainee berühren soll - lernt das Tier, dass es eine geforderte Übung absolvieren soll, um eine Belohnung zu erhalten.


Auch ein sogenannter Targetstick kann Verwendung finden.

Futter gibt es nur gegen Leistung. Betteln und das Einfordern von Futter wird von Anfang an unterbunden, weil das Tier lernt, dass nur richtiges Verhalten eine Belohnung folgen lässt. Um ans Leckerlie zu kommen, lässt man es einen Gegenstand berühren, den Kopf senken oder einen Schritt zurück weichen. Aversives Verhalten wird ignoriert. Es ist wichtig, in dieser Phase und ebenso im späteren Training unerwünschtem Verhalten keinerlei Aufmerksamkeit zukommen zu lassen – auch ein korrigierendes „Nein!“ oder „Lass das!“ bestätigen das Verhalten! Ebenso ein Wegschieben des Kopfes oder ein leichter Klaps ist ungeeignet und hindern das Tier daran, zu lernen, selbstständig erwünschtes Verhalten anzubieten.
Füttertechnik I
Füttertechnik II
Vela, The Hot, Hot Dog, Dog


Futtermanieren und höfliches Benehmen können erlernt werden.

Um den Trainee optimal auf den Clicker zu konditionieren, arbeitet man in einer reizarmen, vertrauten Umgebung (z.B. in einer Pferdebox). Um das Tier nicht versehentlich auf den Griff in die Bauchtasche oder unbewusste Bewegungen zu konditionieren, sollte das Futter erst nach dem Click aus der Tasche geholt und präsentiert werden und der Trainer sich ruhig und kontrolliert verhalten. Der Zeitraum zwischen Click und Aushändigen des Leckerlies sollte dabei möglichst gering sein, um eine optimale Verknüpfung zu gewährleisten. Die Übungseinheiten sollten kurz gewählt werden und einige Sekunden bis wenige Minuten dauern.
Nicht jedes Tier lernt gleich schnell. Ob der Trainee das Prinzip der operanten Konditionierung verstanden hat, testet man, indem man die Reaktion auf den Click überprüft. Hebt das Tier nach Betätigung des Clickers den Kopf, schaut zum Trainer und holt sich die Bestärkung ab, war die Konditionierung erfolgreich.


Pferde brauchen unterschiedlich lange für den Konditionierungsprozess.

Trainingsaufbau

Auch beim Aufbau des Trainings gilt es einiges zu beachten. Bewährt haben sich Einleitungsrituale, um den Trainee nicht zu überrumpeln und ihm deutlich zu signalisieren, wann trainiert wird und wann nicht. Beim Hund oder Pferd kann ein solches Ritual das Holen der Leine oder des Halfters sein, aber auch ein verbales Signal ist geeignet. Pausen sollten ebenso bewusst geplant werden, wie die Beendigung des Trainings. Damit der Trainee nicht den Eindruck gewinnt, er bekäme ein Timeout - also eine Strafe - sollte man ihn niemals abrupt stehen lassen und gehen. Eine Pause kann durch ein Heunetz, einen Artgenossen oder die Erlaubnis, spielen oder auf Futtersuche gehen zu dürfen, positiv gestaltet werden.
Das Training sollte immer mit einer positiven Übung und einem Abschlussritual beendet werden. Danach wird das Tier in eine angenehme, ruhige Umgebung entlassen, damit das Gelernte optimal verarbeitet und eingespeichert werden kann und nicht durch nachfolgende Stressfaktoren überlagert wird.


Eine entspannte Atmosphäre fördert die optimale Verarbeitung der erworbenen Information.

Trainingsplan

Um einen guten Überblick über das fortlaufende Training zu haben, hat es sich bewährt, Trainingstagebücher anzulegen. Dies erleichtert eine bessere Übersicht, Kontrolle und Analyse. Fehler können leichter identifiziert werden und nicht zuletzt ist ein solcher Trainingsplan ein toller Motivator für den Trainer, um fest zu halten, was bereits erreicht wurde.
Im Trainingsplan werden die wichtigsten Eckdaten notiert. Ort, Zeit, Datum, Wetter und andere Umweltfaktoren sind ebenso wichtig, wie die Art des trainierten Verhaltens, Erfolge und Misserfolge, Erkenntnisse, mögliche Änderungen im Trainingsplan, die Art des eingesetzten Bestärkers und alles, was sonst noch wichtig erscheint. Auch während einer Trainingseinheit kann in einer kurzen Pause ein solcher Plan erstellt, ausgewertet und das nachfolgende Training entsprechend gestaltet und adaptiert werden.
Behavior Toolkit


Trainingspläne halten Erfolge fest und erleichtern das Verfolgen von Zielen.

Chicken Camp

Eine tolle Bereicherung für den Trainingsalltag sind auch sogenannte Chicken Training Camps. Diese vom Amerikaner Bob Bailey begründeten Seminare vermitteln auf einzigartige Weise einen Einblick in die faszinierende Welt des Lernens durch Bestärkung. Im Gegensatz zum Hund oder Pferd verhält sich ein Huhn dem Menschen gegenüber völlig neutral – Trainingsfehler werden nicht durch emotionale Bindungen verdeckt. Das Huhn verlangt dem Trainer schnelle Reflexe und ein perfektes Timing ab – es ist Fehlern oder Strafe gegenüber kaum tolerant und ahndet diese durch das sofortige Einstellen der Mitarbeit. Chicken Camps sind eine tolle Möglichkeit, die eigenen Trainerskills zu überprüfen und zu verbessern.
Chicken Training Camp
Training Chickens Makes for Better Dog Trainers!
Clicker Training Chickens to Skateboard

In Österreich werden diese Camps vom Animal Training Center in Graz angeboten: www.animaltrainingcenter.at.




Clickertraining für Menschen?

TAGteach stammt aus den USA und bedeutet Lernen mit akustischer Hilfe. TAG steht für „Teaching with Acoustical Guidance“. TAGteach ist ein revolutionäres, wissenschaftlich angelehntes Unterrichts- oder Trainingssystem, das die Kommunikation zwischen dem Lehrenden und dem Lernenden fördert und eine positive Beziehung schafft. Während des gemeinsamen Fokussierens auf ein aktuelles Ziel entsteht Vertrauen. TAGteach ermöglicht es Trainern und Ausbildern, Inhalte effizient zu vermitteln. TAGteach findet seine Anwendung im Freizeit- und Leistungssport, in der Pädagogik, Physiotherapie, Beschäftigungstherapie und sogar in der Geschäftswelt.
TAGteach in Österreich
Dogs Like Kids They Feel Safe With
Learning high jump with TAGteach
 
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