Spass mit Pferd
Motivation und Harmonie durch positive Bestärkung

Signalkontrolle (Reizkontrolle)

Ein Verhalten unter Signalkontrolle gebracht zu haben, bedeutet nichts weiter, als dass der Trainee eine Übung jederzeit auf ein Signal hin ausführt. Während man im freien Training jede oder jede zufälligen Ausführung bestärkt, wird beim Erlernen eines Kommandos nur noch belohnt, wenn zuvor das Signal gegeben wurde.


Gerade bei Pferden ist es wichtig, Übungen zuverlässig unter Signalkontrolle zu bringen.

Um dem Trainee ein Kommando anzutrainieren, wird erst das Verhalten geformt. Sobald das Tier die Übung zuverlässig und sauber ausführt, wird, kurz bevor es diese anbietet, das gewünschte Kommando gegeben und die richtige Ausführung belohnt. Die Vorwegnahme des Verhaltens und zwischendurch gezeigte Ausführungen ohne vorangegangenes Kommando werden ignoriert.
Auch mehrere Signale für ein Verhalten sind möglich und bieten den Vorteil, jederzeit ein Ersatzkommando vorrätig zu haben. Das bewährt sich gerade in stressigen Situationen, falls ein Kommando einmal versagen sollte.
Häufig ist es sinnvoll, ein lautes Signal zu haben, das man über eine große Entfernung wahrnehmen kann, wie einen Pfiff, sowie ein Signal, das man anwendet, wenn man daheim oder in öffentlichen Arealen trainiert, wie ein Stimmkommando oder eine Geste beispielsweise. Oder man ist dankbar für ein alternatives Signal, wenn man gerade die Hände voll bepackt hat.

Steht ein Verhalten bereits unter Signalkontrolle und möchte man ein weiteres Signal antrainieren, bedient man sich einer Methode, die Verhaltensbiologen als Reizübertragung oder auch Reiztransfer bezeichnen. Dazu verbindet man das alte mit dem neuen Signal und belohnt die richtige Ausführung. Das alte Signal wird systematisch ausgeschlichen, bis der Trainee die Übung zuverlässig allein auf das neue Kommando hin zeigt:
Changing a verbal cue to a visual cue
Adding a Verbal Cue

Gelegentlich kommt es beim Lernen eines Signals zu Problemen - man gibt das Signal, aber nichts passiert. Man hört auf, das Signal zu geben und das Tier beginnt wie wild, das gewünschte Verhalten auszuführen. In diesem Falle sollte man ein paar wichtige Punkte abklären:

1.) Versteht das Tier das Signal?
Häufig wird angenommen, dass ein Verhalten bereits unter Signalkontrolle steht, obwohl dies in der Praxis noch nicht der Fall ist. Das Signal wird in Folge oft lauter oder deutlicher gegeben, was unzweckmäßig ist, weil das Tier die Bedeutung des Kommandos ohnehin nicht kennt. Das Tier kann uns dadurch nicht besser verstehen und reagiert frustriert oder wütend.
The Missed Cue

Oftmals verdirbt der Trainer ein Signal, weil er es modifiziert. Er gibt das Signal lauter, heftiger, ändert seine Körpersprache und Gestik, um dem Tier vermeintlich zu helfen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Keine dieser zusätzlichen Aktivitäten erleichtert dem Tier seine Aufgabe. Es kann nicht mehr entscheiden, welches der vielen widersprüchlichen Signale das Richtige ist. Das ursprüngliche Kommando versinkt im Signalmüll. Um das Einfügen dieser unnötigen Extras zu umgehen, ist es ratsam, an den Anfang zurückzugehen, zum einfachen, eindeutigen Signal.


Eindeutige, beständige Signale erleichtern die Kommunikation.

Gelegentlich fällt ein Signal anders aus als üblich - der Trainer gibt das Sichtzeichen mit der rechten, statt mit der linken Hand. Vielleicht hält das Tier auch etwas anderes für das Signal. Viele Tiere reflektieren Körpersprache viel stärker als Stimmkommandos oder Handzeichen.
Does your dog REALLY understand a verbal cue?

2.) Versteht das Tier das Signal in gewohnter Umgebung, aber nicht in fremder?
Um eine Übung jederzeit und überall zuverlässig abrufen zu können, muss sie zunächst generalisiert werden. Generalisieren bedeutet, ein Verhalten von der gewohnten Umgebung in eine neue zu übertragen. Der Trainee lernt eine Übung nicht nur daheim auszuführen, sondern auch in fremder Umgebung, vor Publikum, zu unterschiedlichen Tageszeiten, bei Regen/Gewitter und anderen Umwelteinflüssen.
Oft fällt es schwer, das Gelernte in fremder Umgebung umzusetzen, weil man plötzlich mit völlig neuen Umweltreizen konfrontiert wird.
The Missed Cue: Generalization


Übungen sollten schrittweise auf fremde Umgebungen übertragen werden.

3.) Möchte der Trainee für den ausgewählten Bestärker arbeiten?
Wenn der Bestärker für das Tier nicht belohnend wirkt, fehlt dem Tier der Anreiz, ein Verhalten auszuführen. Ein Hund, der eben noch ausgiebig mit seinen Artgenossen gespielt hat, wird ein Spielen oder das Aushändigen von Spielzeug in dieser Situation vielleicht nicht als belohnend empfinden.


Wenn das Pferd den gewählten Bestärker als belohnend empfindet, arbeitet es gerne mit.

4.) Bekommt das Tier das Signal mit?
Möglicherweise ist das Tier gerade abgelenkt, hat keine freie Sicht auf den Trainer oder kann ihn akustisch nicht wahrnehmen.

5.) Ist das Tier krank?
Wenn der Trainee nicht auf ein Signal reagiert, kann dies medizinische Ursachen haben. Das Tier fühlt sich unwohl oder vermeidet ein Verhalten auf Grund von Schmerzen.

Ein Verhalten steht unter Signalkontrolle, wenn:

1.) ein Verhalten sofort nach Geben des Signals ausgeführt wird.
Manche Tiere reagieren mit Verspätung auf ein Signal, weil sie nicht gelernt haben, prompt darauf zu antworten. Das kann korrigiert werden, indem man ein Zeitfenster verwendet. Das bedeutet, dass dem Trainee ein Zeitrahmen vorgegeben wird, innerhalb dessen es auf das Signal reagieren kann. Mit der Zeit wird dieses Zeitfenster verkleinert, bis das Tier nur wenige Sekunden Zeit hat, das Signal zu befolgen. Es werden nur Ausführungen belohnt, die sich innerhalb des Zeitfensters befinden.


Ein Gertenzeig leitet prompt das erwünschte Verhalten ein.

2.) ein Verhalten nicht ausgeführt wird, wenn das Signal dazu nicht gegeben wird.
Manche Tiere nehmen ein Verhalten vorweg und warten nicht auf das Signal. Die Lösung: ungefragte Ausführungen werden ignoriert, in Ausnahmefällen kann auch ein Timeout gegeben werden. Das Tier erhält eine Auszeit und hat währenddessen keine Möglichkeit, sich eine Belohnung zu verdienen.

3.) ein Verhalten niemals auf ein anderes Signal hin ausgeführt wird und kein anderes Verhalten nach einem Signal ausgeführt wird.
Ein Pferd, das steigt, während wir das Kommando zum Ablegen geben, steht eindeutig nicht unter Signalkontrolle.
Ein beeindruckendes Beispiel für gelungene Signalkontrolle liefert Border Collie Rico, der 250 Gegenstände unterscheiden und auf Kommando apportieren kann. Dem nicht genug kann Rico außerdem via Ausschlussverfahren ein fremdes Kommando einem neuen Gegenstand zuordnen:
Artikel bei Spiegel.de
Dog with a great memory

Auch Papagei Einstein kann eine Vielzahl an verbalen Kommandos unterscheiden, was ihn bereits zu einem kleinen TV- und Internetstar gemacht hat:
Papagei Einstein


Kleinste Signale können ein Verhalten einleiten.

Wenn ein Signal erfolgreich antrainiert wurde, kann es mit der Zeit immer kleiner werden, bis es für Außenstehende kaum noch zu sehen ist. Es ist nicht sinnvoll, ein positiv trainiertes Signal lauter oder stärker zu geben, da es rein durch Belohnung gelernt wurde und nicht, indem man Druck oder Strafe als Korrektur einsetzt. Wenn die Intensität des Signals das Ergebnis verändert, liegt das daran, dass das Signal die abgeschwächte Form eines natürlichen Reizes ist, der eine nicht trainierte Reaktion hervorruft, wie ein Ruck am Zügel oder ein Tritt in die Rippen.

Gelegentlich kommt es beim Lernen eines Signals zu Wutausbrüchen oder Frustration. Der Trainer formt ein Verhalten und beginnt es unter Signalkontrolle zu bringen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem das Tier mit dem Verhalten beginnt, plötzlich stoppt und überhaupt nicht mehr reagiert. Oder es zeigt das Verhalten nur dann, wenn wir kein Kommando dazu geben.
Das liegt daran, dass es zuerst das Verhalten lernt. Danach lernt es das Signal und begreift, dass ein Verhalten nur belohnt wird, wenn es an ein Signal gekoppelt ist. Das Tier achtet fortan nur noch auf das Signal und vergisst dabei, die Übung auszuführen. Das Ausbleiben der Belohnung führt zu Frustration und Verwirrung.
Die Lösung dieses Problems liegt darin, nochmal ein paar Schritte zurück zu gehen und jede Ausführung eines Verhaltens zu belohnen, bis es wieder zuverlässig und motiviert ausgeführt wird. Danach beginnt der Trainer erneut an der Signalkontrolle zu arbeiten.


Ein Handzeichen dient als Signal für den Spanischen Gruß.

Beim Erarbeiten der Signalkontrolle ist die richtige Auswahl der Kommandos oft entscheidend. Prinzipiell kann jedes Signal Verwendung finden, welches das Tier gut wahrnehmen und unterscheiden kann. Stimmkommandos sind ebenso geeignet wie körpersprachliche Hilfen, Handzeichen oder Pfeifsignale bei Hütehunden.
Hütearbeit einmal anders :-)
Sound Signals for Helping Blind Dog
Horse Training With the Initiator Signal
 
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