Spass mit Pferd
Motivation und Harmonie durch positive Bestärkung

Die zehn Regeln des Formens (Karen Pryor)

Der Weg zum Erarbeiten eines Verhaltens ist unweigerlich mit diesen von Karen Pryor erstellten Regeln verknüpft. Sie dienen als Basis für erfolgreiches Formen. Besonders beim Erstellen und Ausführen von Trainingsplänen sind diese Regeln essentiell. Sie liefern Lösungen für Probleme, die im Verlauf des Trainings aufkommen können.



The Ten Laws of Shaping

1.) Steigere die Anforderungen in ausreichend kleinen Schritten.
Wenn der Trainee eine realistische Chance hat, erfolgreich zu sein und Bestärkungen zu erhalten, wird er auch freudig und motiviert mitarbeiten.

2.) Übe immer nur ein Detail, niemals zwei oder mehrere gleichzeitig.
Anderen Kriterien müssen beim Erlernen eines Verhaltens nicht perfekt ausgeführt werden, erst zum Schluss werden alle Kriterien wieder zusammenführt. Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Beim Golfen wollen wir einerseits den Ball sehr weit schießen, andererseits das Loch treffen, also an der Richtung arbeiten. Wir werden anfangs beide Punkte unabhängig voneinander trainieren - erst, wenn jedes Kriterium für sich alleine perfekt klappt, verbinden wir Schlagkraft und Treffgenauigkeit. Während wir an der Weite arbeiten, ist es zu Beginn völlig okay, wenn der Ball dazwischen mal in die falsche Richtung geht und wenn wir an der Richtung arbeiten, ist es okay, wenn wir den Ball dabei nicht ganz so weit schlagen. Dieser Punkt ist auch essentiell für späteres Training - sollte sich eines der Kriterien verschlechtern, geht man einen Schritt zurück und trainiert es erneut unabhängig von anderen Anforderungen. Der Erfolg dieser Methode ist oftmals verblüffend :-)
9 Habits of Effective Clicker Trainers Part 3 Criteria



3.) Geübtes Verhalten muss bei variabler Bestärkung sicher gezeigt werden, bevor ein neues Detail hinzugefügt wird oder die Kriterien erhöht werden.
Variable Verstärkung bedeutet, nicht jede Ausführung zu belohnen, sondern nur jede zufällige oder besonders gelungene. Das Verhalten wird zuverlässig und freudig ausgeführt, selbst wenn es nicht jedes Mal belohnt wird. Kopfsenken an der Longe sollte z.B. sicher im Schritt funktionieren, ohne dass wir jede Runde loben müssen, bevor wird es auch im Trab abfragen.

4.) Lass zu, dass bei der Einführung eines neuen Details, das bisher Gelernte vorübergehend schlechter ausgeführt wird.
Wenn wir etwa am Aufschlag beim Tennis arbeitet, üben wir zuerst, den Ball richtig mit dem Schläger zu treffen. Danach lernen wir, den Ball schnell aufzuschlagen. Während wir an der Geschwindigkeit arbeiten, ist es völlig okay, dass die Treffgenauigkeit vorübergehend schlechter wird. Wir sollten nicht frustriert sein, wenn nicht alles sofort auf einmal klappt - gleiches gilt auch, wenn wir mit dem Pferd arbeiten :-)



5.) Sei dem Trainee immer einen Schritt voraus und plane die Schritte sorgfältig, um zu wissen, was als nächstes geformt wird, wenn der Trainee einen größeren Fortschritt erzielt als erwartet.
Als Ausbilder können wir Schwierigkeiten bekommen, wenn wir auf plötzliche Verbesserungen nicht vorbereitet sind. Wenn man z.B. von Detail A zu Detail B geht, sollte man schon die Details C und D im Kopf haben, falls der Trainee das Verhalten B bereits nach nur 2 Bestärkungen perfekt ausführt, da sonst nichts mehr übrig bleibt, was man bestärken kann.

6.) Wechsle nicht den Trainer während einer Übung.
Egal wie genau man Trainingsdetails vorher durchgeht - jeder Trainer setzt andere Maßstäbe an und hat andere Reaktionszeiten, Bestärkungsraten etc. Zwei Trainer arbeiten niemals genau gleich. Ausnahme: der Trainee zeigt überhaupt keinen Fortschritt. Zwei oder mehr Trainer sind außerdem okay, wenn jeder Trainer dem Tier ein anderes Verhalten bei bringt (Trainer A: Kommen auf Kommando, Trainer B: Hufpflege, Trainer C: Verladen)



7.) Sollte eine Übung keinen Erfolg bringen, suche einen anderen Weg.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, ein Verhalten zu trainieren :-)

8.) Beende die Trainingseinheit nicht grundlos.
Das Tier könnte das als Strafe empfinden, weil es keine Möglichkeit hat, sich eine Bestärkung zu verdienen. Auch tratschen und telefonieren ist verboten :-) Das Tier denkt dann, es hat etwas falsch gemacht, weil wir es plötzlich ignorieren und ist frustriert.

Pausen sollten ebenso bewusst geplant werden, wie die Beendigung des Trainings. Eine Pause kann durch ein Heunetz, einen Artgenossen oder die Erlaubnis, spielen oder auf Futtersuche gehen zu dürfen, positiv gestaltet werden. Das Trainingsende wird durch ein Signal oder Ritual angekündigt - der Trainee wird dadurch nicht durch ein plötzliches Timeout überrumpelt.



9.) Sollte sich ein Verhalten verschlechtern, gehe wieder ein paar Schritte zurück im Programm.
Anstatt erfolglos auf eine Wiederholung zu bestehen und das Tier zu demotivieren, werden die Anforderungen kurzfristig runter geschraubt und später weiter am Fortschritt gearbeitet.

10.) Beende jede Trainingseinheit mit einer gelungenen Übung und solange man als Trainer noch einen Schritt voraus ist.
Oft ist es schwierig, den Punkt zu finden, an dem man am besten aufhört. Wir verlangen oft immer mehr und mehr, bis der Trainee beginnt, das Verhalten kontinuierlich schlechter auszuführen. Wenn wir es nicht schaffen, am optimalen Punkt aufzuhören bzw. in der Trainingseinheit überhaupt nichts mehr funktioniert, verlangen wir einfach eine sehr leichte Übung, belohnen diese und entlassen den Trainee mit einem Erfolgserlebnis aus dem Training. Das ist auch deshalb wichtig, damit das Tier nach Beenden des Trainings keinen Stress bekommt, der das Gelernte überlagern könnte. Außerdem wird das Tier viel motivierter bei der nächsten Trainingseinheit mitmachen.



 
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